15.11.2022
Der Künstler Werner Göritz (*3.August 1901 in Seegenfelde † 1976 in Neu-Buch) hatte einst die Glasfenster für die Martin-Luther-Gedächtniskirche gestaltet. Nun konnte die Kirchengemeinde einen Holzschnitt des Künstlers in Empfang nehmen.
Die Schenkerin ist Frau Dr. Angelika Schrem, heute 85 Jahre alt. Ihr Vater Georg Schrem war Pfarrer in Lindenberg im Nordosten Berlins. Lindenberg (Neu-Buch) war die Gemeinde, in der auch Werner Göritz aktiv gewesen ist. Pfarrer Schrem war mit Werner Göritz befreundet und hat die Ansprache zur Trauerfeier für ihn gehalten.
Der Holzschnitt (Handdruck) von Werner Göritz 1946 handsigniert, zeigt das Lamm als Symbol für Jesus Christus, aber auch für die christliche Gemeinde. Sie steht mit der österlichen Siegesfahne im Maul eines Drachen bzw. einer Schlange mit gespaltener Zunge. Darunter steht in großen Buchstaben "Der Weg der Gemeinde". Ob Werner Göritz hier den Weg der Kirche im Nationalsozialismus nachzeichnen wollte oder die Situation der Gemeinde nach den Schrecken des 2. Weltkriegs?
Das gerahmte Bild ist laut Entscheidung des Gemeindekirchenrats in der Martin-Luther-Gedächtniskirche neben dem Eingang zur modernen Sakristei-Kapelle im Chorraum angebracht worden.
Werner Göritz erhielt im Jahre 1937 den Auftrag, für die Martin-Luther-Gedächtniskirche in Berlin-Mariendorf Fensterentwürfe zum Glaubensbekenntnis zu gestalten. Als die Fenster in die Apsis der Kirche eingefügt waren, führten die Mariendorfer Pfarrer die Bauarbeiter zur Besichtigung bis an den Altar, während Werner Göritz still in einer Bank saß, im Gebet für das gelungene Werk dankend.
In der Seitenkapelle der Martin-Luther-Gedächtniskirche hing damals ein Ölbild von Werner Göritz, das die Trauung Luthers mit Katharina Bora darstellte. In diesem Raum wurde Jochen Klepper getraut. 1944 wurde die Martin-Luther-Gedächtniskirche durch Sprengbomben stark beschädigt. Dabei wurden alle Fenster zertrümmert. Werner Göritz hat nach Kriegsende noch einmal in zwanzig Blättern das Credo dargestellt. Die Mariendorfer Gemeinde setzte damals aus Sparsamkeitsgründen farbige Glasfenster ein, die erst 1970 durch die heutigen Glasfenster von Prof. Dr. Hans Gottfried von Stockhausen ersetzt wurden.
Werner Göritz nutzte die ihm noch geschenkte Lebenszeit zu unermüdlichem Schaffen. Nach seinem Tode †1976 wurden Werke von ihm u.a. während der Leipziger Messe 1980 unter dem Titel „Gott in uns“ gezeigt. 4000 Menschen aus aller Welt haben die Ausstellung betrachtet. Werner Göritz‘s Selbsteinschätzung aber blieb: „Ich arbeite nicht zu meiner Ehre, sondern zu Gottes Ehre.“
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