Monatsspruch

Juli 2024

Du sollst Dich nicht der Mehrheit anschließen, wenn sie im Unrecht ist.
Exodus 23,2

Spontan fielen mir bei der Übernahme zur persönlichen Auslegung des Monatsspruches die Personen um das Attentat des 20. Juli 1944 ein. Das ist also genau in diesem Monat 80 Jahre her.

Sie galten auch in den ersten 10 Jahren nach dem Ende des Nationalsozialismus mehrheitlich als Verräter.
 
„Es ist Zeit, daß jetzt etwas getan wird. Derjenige allerdings, der etwas zu tun wagt, muß sich bewußt sein, daß er wohl als Verräter in die deutsche Geschichte eingehen wird. Unterläßt er jedoch die Tat, dann wäre er ein Verräter vor seinem Gewissen.“ (Stauffenberg)

Man geht insgesamt von ca. 700 Inhaftierungen und mehr als 110 Exekutionen aus. Die Familienangehörigen der Attentäter wurden in Sippenhaft genommen und 46 Kinder im Kinderheim im Borntal in Bad Sachsa interniert.

Konrad Adenauer  opponierte als Mitglied des britischen Zonenbeirates 1946 aufs heftigste gegen den Antrag von Angehörigen der getöteten Widerstandskämpfer des 20. Juli auf finanzielle Unterstützung. (Hinterbliebenenrente)

Die Bilanz des gescheiterten Attentats lässt sich in ihrer Tragweite kaum beziffern. Nach dem 20. Juli 1944 bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs starben fast ebenso viele Menschen wie in den ganzen Kriegsjahren zuvor. Mit den Attentatsplänen scheiterte auch die letzte Gelegenheit, dem Morden in Konzentrations- und Vernichtungslagern, dem Sterben an den Fronten, der Zerstörung durch Bombenangriffe und den großen Fluchtbewegungen Einhalt zu gebieten.

Die Widerstandskämpfer wurden als Hochverräter dargestellt, die den Fahneneid gebrochen hätten, den sie auf Adolf Hitler geschworen hatten. Diese Meinung teilten viele Deutsche auch noch nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Es war vor allem Theodor Heuss, der erste Bundespräsident, der den Deutschen ins Gewissen redete und sie davon zu überzeugen suchte, dass der Widerstand gegen Hitler kein Verrat war und die Gehorsamsverweigerung eines Graf von Stauffenberg sogar ehrenhaft.

Der "Fahneneid wurde einem Mann geleistet, der formal-rechtlich und moralisch-geschichtlich einen mehrfachen Eidbruch schon hinter sich hatte", sagte Heuss 1954, zum zehnten Jahrestag des versuchten Attentats. Zwei Jahre zuvor war erstmals im Bendler-Block an die Widerstandskämpfer des 20. Juli erinnert worden.

Hier ist auch eine hervorragende ständige Ausstellung über viele andere Versuche, Hitler umzubringen, zu besichtigen. Der Eintritt ist frei. Oft gibt es zusätzliche Sonderausstellungen und Veranstaltungen. "Gedenkstätte Deutscher Widerstand" hat ihren Sitz in der Stauffenbergstraße in Berlin: https://www.gdw-berlin.de

Von einer moralischen Pflicht zum Tyrannenmord sprach 1958 der Sozialdemokrat Carlo Schmid: "Wenn es keinen anderen Weg gibt, sich aus solcher Not zu befreien, dann ist es sittlich erlaubt – ja, geboten –, den zu töten, der uns, der unser ganzes Volk in den Stand der Unmenschlichkeit zu versetzen droht."

Mit dem Blick auf zwei vergangene deutsche Diktaturen warnte der spätere Bundespräsident Roman Herzog seine Landsleute vor Duckmäuserei. Herzog lenkte den Blick 1990 auf diejenigen, "die nichts getan haben als wegschauen". So würden sich seiner Ansicht nach – und nicht nur in Deutschland – auch heute wieder die meisten verhalten: "Und von diesen, den ganz normalen Durchschnittsmenschen in einem totalitären Staat, ist hier zu sprechen."

Unsere Gemeinde hat mit der Martin-Luther-Gedächtniskirche einen Dorn in der Evangelischen Kirche stecken, der immer wieder zur Wachsamkeit und Erinnerung an das Geschehene wachruft. Wir haben in der Vergangenheit mit unzähligen Gottesdiensten, Nagelkreuzandachten und Ausstellungen an die Grausamkeit, die persönlichen Schicksale und an die Vernichtung des Terrors erinnert. Wir fühlen uns gerade mit dem Vermächtnis dieser Kirche dazu aufgerufen das weiter zu tun.

Insofern gelten die Worte von Theodor Heuss aus dem Jahr 1954 auch heute noch: "Das Vermächtnis ist noch in Wirksamkeit, die Verpflichtung noch nicht eingelöst."

Unsere Nagelkreuzandachten sind jeweils am 4. Freitag um 18 Uhr in der Martin-Luther-Gedächtniskirche. Die Kirche ist an diesem Tag von 17 – 19 Uhr auch zum Besuch geöffnet. Sie sind herzlich eingeladen!

Petra Steinborn

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