Sterbende begleiten -
wie kann das aussehen?

Eine Anleitung hierzu würde den Rahmen dieser Seiten sprengen. Auch ist oft für die nächsten Angehörigen oder Freunde das Hinzuziehen eines Begleiters bzw. einer Begleiterin sinnnvoll. Für den Notfall aber haben wir hier versucht, Ihnen erste Anhaltspunkte zu geben.

Menschlich sterben

Sterbende zu begleiten gehört zu den wesentlichen Aufgaben der christlichen Gemeinde. Die Liebe zu einem Menschen und die Achtung vor der Menschenwürde fordern, dass niemand einsam sterben muss, dass Schmerzen und Beschwerden gelindert werden, dass die letzten Dinge geklärt werden können und dass Raum für Sinn- und Glaubensfragen angeboten wird.

Was können Christen tun?

Es ist ganz verständlich, dass Menschen Angst vor dem Tod und vor der Begegnung mit Sterbenden haben. Für viele ist es schwer auszuhalten, einen Menschen verfallen zu sehen, die eigene Hilflosigkeit zu erleben und die Endgültigkeit des Todes anzunehmen. Dennoch kann in dieser Situation viel getan werden:

a) Ein Zeichen der Nähe geben: Ein Mensch, der stirbt, soll spüren, dass jemand bei ihm ist. Das geschieht in einfachen Zeichen der Zuwendung, in freundlichen Worten und liebevollen Gesten.

b) Das Gespräch über den Ernst der Lage suchen: Sterbende haben oft eine Ahnung von ihrer Situation. Sie wollen nicht getäuscht werden. Um miteinander über die Wahrheit sprechen zu können, bedarf es eines längeren Weges. Es kommt darauf an, für ausgesprochene und unausgesprochene Signale des Sterbenden empfänglich zu sein.

c) Vertraute Gebete sprechen: Es ist erstaunlich, welche Kraft Sterbende und sie Begleitende aus Psalmen, dem Vaterunser oder bekannten Liedstrophen ziehen. Im Evangelischen Gesangbuch finden Sie hilfreiche Texte, z.B. Nr. 361 Befiehl du deine Wege, Nr. 376 So nimm denn meine Hände, Nr. 85,9-10 Wenn ich einmal soll scheiden. Von den Psalmen sind der 23. Psalm, der 73. Psalm oder der 103. Psalm hilfreiche Texte.

d) Miteinander Abendmahl feiern: Geben Schwerkranke und Sterbende den Wunsch nach dem Heiligen Abendmahl zu erkennen, können Sie eine Pfarrerin oder einen Pfarrer benachrichtigen. Die Feier des Abendmahls am Sterbebett kann für alle Familienmitglieder oder Freunde eine gesegnete Stunde werden, in der sie intensiv Gemeinschaft untereinander erfahren, entlastet und getröstet werden.

e) Den Sterbesegen geben: Geht es dem Lebensende entgegen können Sie dem/der Sterbenden die Hand auf den Kopf oder die Stirn legen und den Abschieds-Segen sprechen: Es segne dich Gott, der Vater, der dich nach seinem Ebenbild geschaffen hat. Es segne dich Gott, der Sohn, der dich durch sein Leiden und Sterben erlöst hat. Es segne dich Gott, der Heilige Geist, der dich zum Leben gerufen und geheiligt hat. Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist geleite dich durch das Dunkel des Todes. Er sei dir gnädig im Gericht und gebe dir Frieden und ewiges Leben.

f) Eine Kerze anzünden: Eine Kerze anzuzünden, ist Ausdruck des Glaubens an den auferstandenen Herrn Jesus Christus. Er ist Licht und Hoffnung, jetzt und in der Stunde des Todes.

Nach dem Sterben

Bei Sterben und Tod haben Schmerz, Klage, Weinen und Erschütterung ihr Recht. Wenn der Tod eingetreten ist, können sich auch Erleichterung und ein Gefühl des Friedens einstellen. Es ist Zeichen des endgültigen Abschiedes vom Leben und Ausdruck des Respektes vor den Toten, wenn Angehörige oder Freunde ihnen die Hände über der Brust falten und ihnen die Augen schließen.

Abschiedsworte

Sind Sie im Kreis von Angehörigen oder Freunden beisammen, können Sie in eine Zeit der Stille folgende Gedanken laut werden lassen: Wir wollen Abschied nehmen von (Name) und bedenken, was uns mit ihr/ihm verbindet. Wer sie/ihn lieb gehabt und geachtet hat, der trage diese Liebe und Achtung weiter. Wen sie/er lieb gehabt hat, der danke ihr/ihm alle Liebe. Wer ihr/ihm etwas schuldig geblieben ist an solcher Liebe, in Worten und Taten, der bitte Gott um Vergebung. Und wem sie/er weh getan haben sollte, der verzeihe ihr/ihm, wie Gott uns vergibt, wenn wir ihn darum bitten. So nehmen wir Abschied mit Dank für alles Gewesene und im Frieden. Ihre Pfarrerin bzw. Ihr Pfarrer ist gerne bereit, Sie und den/die Verstorbene/n mit einer Aussegnung zu begleiten.

Ich glaube,
dass Gott aus allem, auch aus dem Bösesten, Gutes entstehen lassen kann und will. Dafür braucht er Menschen, die sich alle Dinge zum Besten dienen lassen.

Ich glaube,
dass Gott uns in jeder Notlage soviel Widerstandskraft geben will, wie wir brauchen. Aber er gibt sie nicht im voraus, damit wir uns nicht auf uns selbst, sondern allein auf ihn verlassen. In solchem Glauben müsste alle Angst vor der Zukunft überwunden sein.

Ich glaube,
dass auch unsere Fehler und Irrtümer nicht vergeblich sind, und dass es Gott nicht schwerer ist, mit ihnen fertig zu werden, als mit unseren vermeintlichen Guttaten.

Ich glaube,
dass Gott kein zeitloses Fatum* ist, sondern dass er auf aufrichtige Gebete und verantwortliche Taten wartet und antwortet.

* lateinisch: Schicksal

© Dietrich Bonhoeffer, aus: Widerstand und Ergebung

Gott, zu dir rufe ich. Sammle meine Gedanken, hilf mir zu beten; ich kann es nicht allein. In mir ist es finster, aber bei dir ist das Licht; ich bin einsam, aber du verlässt mich nicht; ich bin kleinmütig, aber bei dir ist die Hilfe; ich bin unruhig, aber bei dir ist Friede; in mir ist Bitterkeit, aber bei dir ist die Geduld; ich verstehe deine Wege nicht, aber du weißt den Weg für mich. Dir sei Ehre in Ewigkeit. 

(Dietrich Bonhoeffer)

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