Mariendorfer Brot für die Welt - Projekt 2022

19.12.2022

Mit Öko-Landbau gegen den Hunger: Im Mara-Flusstal im Nordwesten Tansanias schult eine Partnerorganisation von Brot für die Welt Kleinbauernfamilien in ökologischen Anbaumethoden, Bewässerungstechniken und Geflügelhaltung. Das ermöglicht ihnen nachhaltige Erträge, mit denen sie sich gesund ernähren und ihre Existenz sichern können.

Quelle BROT FÜR DIE WELT

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Verwendungszweck: KG Mariendorf - BROT FÜR DIE WELT

Glück im zweiten Anlauf

Im Tiefland des Tarime-Distriktes regnet es selten, die Produktivität der Landwirtschaft ist gering. Viele Menschen leiden unter Hunger und Mangelernährung. Eine Partnerorganisation von Brot für die Welt zeigt ihnen, wie sie mit nachhaltigen Anbaumethoden die Erträge ihrer Felder steigern und sich selbst gesund ernähren können.

Es ist jetzt sechs Jahre her, dass Isaya Mwita eine Entscheidung traf, die er bis heute bereut. „Damals habe ich einfach nur von einem besseren Leben geträumt“, erinnert sich der 34-Jährige, während er auf einem Holzschemel vor seiner Hütte im Dorf Kewamaba hockt und den Blick über seinen kleinen Hof schweifen lässt. Hacken und anderes Werkzeug liegen herum, zwischen Töpfen mit Setzlingen und kleinen Beeten. Aus der Kochhütte steigt der Rauch eines Holzfeuers auf, über dem seine Frau Grace gerade den Maisbrei Ugali kocht. Eines der fünf Kinder jagt hinter einem Huhn her, das laut gackernd die Flucht ergreift. Ein anderes zieht das Gehäuse eines kaputten Kofferradios an einem Seil durch den Staub. Familienleben pur. Doch für einen Moment nimmt Isaya Mwita das alles nicht wahr. In seinem Kopf kehren die Bilder zurück vom Umzug in die Hauptstadt Daressalam und von der Not in den Jahren danach. „Der Traum von einem besseren Leben war schnell geplatzt“, sagt er. „Als wir zurückkehrten, konnten wir uns nicht einmal mehr ein Motorradtaxi von der Hauptstraße hierher leisten.“ Erschöpft und zerlumpt schleppte sich die Familie nach drei Jahren in der Fremde mit ihrem Gepäck in ihr Dorf zurück – eine erniedrigende Rückkehr.

Was hatte ihn sein Glück in der Metropole am Indischen Ozean suchen lassen? „Alle haben erzählt, dass man dort leicht Geld verdienen kann.“ Vor allem aber kamen sie zu Hause nur gerade so über die Runden. Die Erträge ihrer Felder waren sehr niedrig. „Wir hatten ständig Angst vor Ernteausfällen, davor, dass nicht genug Regen fällt oder Schädlinge den Mais zerfressen. Das hätte sofort Hunger für uns bedeutet.“ Isaya und Grace Mwita mussten als Erntehelfer Geld dazu verdienen, für kaum mehr als umgerechnet einen Euro pro Tag. „Wir konnten uns nur ein oder zwei Mahlzeiten am Tag leisten, die meistens nur aus Mais und Maniok bestanden – gerade genug, um nicht zu verhungern.“

Um den Lohn betrogen.

Bedenken in die Stadt zu gehen, hatte Isaya Mwita in dieser scheinbar aus-sichtslosen Lage nicht. Doch das angeblich leicht verdiente Geld erwies sich als bleischwer. Anfangs schleppte er Steine auf Baustellen, für einen Lohn, der nur knapp über dem als Erntehelfer lag. „Aber das Leben in der Stadt ist teuer, selbst dein Trinkwasser musst du kaufen.“ Hinzu kamen die Miete für ein kleines Zimmer, in dem die Familie lebte, Fahrgeld für den Bus zu den Baustellen und viele andere Ausgaben. Oft wurde Isaya Mwita auch noch um seinen schmalen Lohn betrogen. Also versuchte er es mit Kleingewerbe auf den wuseligen Straßen Daressalams.

„Bei einem Händler habe ich billige Schuhe aus China gekauft und dann versucht, sie an Passanten und Autofahrer weiterzuverkaufen.“ Für einen Moment verfällt in Schweigen. Seine Frau Grace kommt aus der Kochhütte, setzt sich auf einen Hocker neben ihren Mann und beginnt, leise ihre Version des gescheiterten Traums zu schildern. „Es war so heiß in der Stadt, die Straßen waren immer voller hektischer Menschen, ich kannte kaum jemanden und war sehr eingeschüchtert, die Kinder haben ständig geweint“, erinnert sich die 23-Jährige. Am Ende übernachtete die Familie in einem Rohbau, weil sie sich kein Zimmer mehr leisten konnte. Der Bauherr hatte Mitleid mit ihnen. Doch als das Haus fertig gestellt war, mussten sie es räumen. Das gab den letzten Ausschlag für die Rückkehr ins Dorf. Aber auch dort war es zunächst nicht einfach. „Wir haben liegen gebliebene Kartoffeln von fremden Feldern gesammelt, um die Kinder einigermaßen satt zu bekommen.“ Wieder mussten sich die beiden als Tagelöhner verdingen, um über die Runden zu kommen.

„Wir wollen, dass ihr eure Möglichkeiten nutzt“

Als dann die Chance zur Wende kam, hätte Isaya Mwita sie fast nicht ergriffen. Vor drei Jahren erschienen erstmals Mitarbeitende des Mogabiri Farm Extension Centres (MFEC), einer Anglikanischen Partnerorganisation von Brot für die Welt, im Dorf. Sie nahmen Kontakt zu den verschiedenen Gruppen der Gemeinde auf, besuchten einzelne Bauern und Bäuerinnen, stellten viele Fragen und boten schließlich eine ganze Reihe von Neuerungen an: Saatgut von bisher kaum gebräuchlichen Feldfrüchten, Schulungen zu nachhaltigen Anbautechniken, Ernährungsberatung und vieles andere mehr. „Ich hatte zunächst Angst vor denen, weil ich dachte, sie nehmen uns unser Land weg“, erzählt Isaya Mwita und fährt lachend fort: „Ich habe sie deshalb direkt gefragt, was sie eigentlich von uns wollen.“ Die Antwort hat ihn überzeugt: „Wir wollen, dass ihr eure Möglichkeiten besser nutzt.“

Und das haben Grace und Isaya Mwita getan. Sie bauen jetzt Reis, Avocado, Auberginen, Okra, Paprika, Passionsfrüchte, Chinakohl, Papaya, lokale Kohlsorten, Tomaten und Bananen an. Die Vielfalt sichert sie ab, bei Ernteausfällen, Unwettern oder Trockenheit. Und sie ermöglicht eine gesunde Ernährung. Damit alle Pflanzen ausreichend Nährstoffe und Sonne bekommen und sie das Unkraut besser hacken können, sät das Ehepaar in langen und geraden Reihen aus. Bestimmte Feldfrüchte wachsen nebeneinander, damit sie sich Schatten und Nährstoffe spenden oder das Erdreich auf-lockern.

Eine Spardose für Rücklagen

„Die Erträge haben sich seitdem verdoppelt, zum Teil sogar verdreifacht“, freut sich Isaya Mwita. Die Familie erzielt jetzt sogar Überschüsse, die sie auf dem lokalen Markt verkaufen kann. Von dem Gewinn können sie kleine Investitionen tätigen, an einigen Tagen eine zusätzliche Arbeitskraft für die Feldarbeit beschäftigen und die Schulgebühren für die Kinder bezahlen. Vor allem aber können sie sich nun täglich drei abwechslungsreiche Mahlzeiten leisten. So wie jetzt. Grace bittet hinein. Die Familie sitzt auf kleinen Stühlen um einen niedrigen Tisch, auf dem ein großer Topf mit Ugali und Schüsseln mit Okra sowie Spinat stehen. Flink rupfen und rollen die Kinder kleine Bälle aus dem festen Maisbrei, tunken sie in Sauce und Gemüse. Lächelnd schaut Isaya Mwita ihnen zu und neckt die Jüngste, die sich auch schon munter am Ugali bedient. „Wir werden satt und sind gesund.“ „Es macht Spaß, den Kindern beim Essen zuzusehen“, sagt Grace. „Vor allem, wenn ich daran denke, wie hilflos ich mich fühlte, wenn ich ihnen nicht genug geben konnte.“ Dann steht ihr Mann auf, um seine Sparbüchse zu zeigen, eine fest vernagelte Sperrholzbox mit einem Schlitz im Deckel. Er hat sie nach seinen ersten Gemüseverkäufen gebaut. Für die Rücklagen, falls jemand krank wird oder die Ernte ausfällt. „Da kommen nur Scheine rein“, sagt Isaya Mwita und lacht.

Am Abend macht er sich auf zu seinem Feld, um mit einem Eimer Wasser und einem durchlöcherten Blech die Pflanzen zu bewässern. Die Kinder sitzen in den Furchen des Ackers, der im Licht der untergehenden Sonne rot leuchtet. Mit Ästen und Zweigen spielen sie Feldarbeit. Grace und Isaya Mwita träumen davon, dass ihre Kinder einmal Lehrer und Ärztinnen werden. Die dafür notwendigen Schul- und Universitätsgebühren könnten sie sich mittlerweile sogar leisten. „Falls das aber nicht klappen sollte, können sie sich und ihre Familien auch mit der Landwirtschaft ernähren.“ Das haben ihre Eltern ihnen schließlich erfolgreich vorgemacht.

Kostenbeispiele
100 Packungen Saatgut für Chinakohl: 75 Euro
15 Hähne, im Rahmen eines Workshops zu Geflügelhaltung verteilt: 142,50 Euro
Dreitägige Schulung in agrar-ökologischen Techniken für 8 Personen: 224 Euro

 

Landesinformation Tansania

Tansania liegt südlich des Äquators zwischen Kenia und Mosambik am Indi-schen Ozean. Westlich grenzen Uganda, Ruanda, Sambia, Malawi und die Demokratische Republik Kongo an. Die Bevölkerung wächst bei durch-schnittlich 4,8 Geburten pro Frau stetig. Zwei Drittel der Einwohnerinnen und Einwohner sind jünger als 25 Jahre.

Für die meisten Menschen ist die Landwirtschaft die wichtigste Einnahmequelle. Angebaut werden vorwiegend Mais, Hirse, Bohnen, Maniok, Süßkartoffeln und Bananen sowie in kleinem Umfang Reis, Sesam und Erdnüsse. Allerdings ist die Produktivität insgesamt niedrig. Dies ist vor allem auf Überweidung und extensiven Ackerbau zurückzuführen, der die Böden auslaugt. Zudem treten die Niederschläge immer häufiger unregelmäßig oder verkürzt auf. Auch das Ungleichgewicht der Geschlechter hemmt die Entwicklung. Obwohl Frauen den Großteil der landwirtschaftlichen Arbeit leisten, haben sie kaum Einfluss auf Entscheidungen, die ihre eigene Person, die Landwirtschaft, Familie oder die Dorfgemeinschaft betreffen.

Ein weiterer wichtiger Wirtschaftszweig in Tansania ist der Goldbergbau, von dem jedoch vor allem ausländische Investoren profitieren. Bei der lokalen Bevölkerung kommt wenig davon an. Über 40 Prozent der Menschen leben in Armut. Zudem schadet die industrialisierte Goldgewinnung massiv der Umwelt und führt zu Konflikten um Land- und Schürfrechte.

Quelle © Brot für die Welt

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