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Unter dem Schatten deiner Flügel

Eine Dauerausstellung zu Jochen Klepper kann man seit 6. November in der Martin-Luther-Gedächtniskirche bestaunen.

Die Evangelische Kirchengemeinde Berlin-Mariendorf hat am 6. November 2022 anlässlich des 80. Todestages von Jochen und Johanna Klepper sowie Renate Stein eine Dauerausstellung in den Räumen der Martin-Luther-Gedächtniskirche eröffnet. Die Ausstellung nimmt den Titel von Jochen Kleppers Tagebuchaufzeichnung auf: „Unter dem Schatten deiner Flügel“.

Die Eröffnungsphase der Ausstellung lag zwischen 6. November (Vernissage) und dem 3. Advent, 11. Dezember 2022 (dem Tag nach dem 80. Todestag) liegen. Am Buß- und Bettag, 16. November wurde der Gottesdienst um 19 Uhr konzertant von der Kantorei mit Lesungen zu Jochen Klepper gestaltet. Am Samstag, 10. Dezember fand um 17 Uhr im Saal des Gemeindezentrums Friedenstraße 20 anlässlich des 80. Todestags eine szenisch-musikalische Lesung als Multimedia-Abend mit einem Trio aus Leipzig statt: Dr. phil. Benno Fabricius, Holger Appel (Klavier) und Olaf Sommerfeld (Moderation).

Seit 1935 wohnten Jochen und Johanna Klepper mit ihren Töchtern Brigitte und Renate im Stadtteil Südende im heutigen Oehlertring 7. Zwischen 1935 und 1939 gehörte die Familie zur Kirchengemeinde Berlin-Mariendorf. Am 22. Dezember 1935 wird dort die Martin-Luther-Gedächtniskirche eingeweiht. Sie mussten wegen der Germania-Pläne der Nationalsozialisten von dort wegziehen und bewohnten ab 20. Mai 1939 das von ihnen gebaute Haus in der Teutonenstraße 23 in Nikolassee.

Während der Zeit in Südende geht Jochen Klepper regelmäßig in Mariendorf zum Gottesdienst. Er lernt dabei Pfarrer Max Kurzreiter kennen und schätzt ihn sehr, da dieser sich als Pfarrer der „Bekennenden Kirche“ gegen die proklamierte Einheit von Christentum und Nationalsozialismus wehrt. Am 18. Dezember 1938, sechs Wochen nach der Pogromnacht, lässt sich Johanna taufen, im Anschluss daran findet die kirchliche Trauung statt. Taufe und Trauung vollzieht Pfarrer Kurzreiter in der Martin-Luther-Gedächtniskirche.

Die Ausstellung „Unter dem Schatten deiner Flügel“ nimmt Kleppers Leben und Werk, seine Liebe und Familie ebenso in den Blick wie die schicksalhafte Verwicklung mit dem nationalsozialistischen antisemitischen Rassenwahn und leistet damit einen Beitrag gegen das Vergessen. Auch Jahrzehnte nach dem letzten verzweifelten Schritt – dem gemeinsamen Suizid von Jochen und Johanna Klepper zusammen mit Renate Stein – sind Antisemitismus, Diskriminierung, Fremdenhass und Intoleranz keineswegs überwunden.

Die Ausstellung wendet sich gleichermaßen an Jugendliche und Erwachsene. Sie greift neben der Information über das Leben Kleppers Themen wie Berufs- und Partnerwahl sowie Suizid auf, um diese  – auch spielerisch und im Diskurs – Gruppen, Klassen und erwachsenenbildnerisch Interessierten nahezubringen. Die Ausstellung kann ab 2023 auch ausgeliehen werden, da sie bewusst leicht transportabel gestaltet ist. Sie besteht aus zehn Rollups zu den Themen Entwicklung, Beruf, Lieder, Bücher, Liebe, Familie, Politik, Tagebuch, Gemeinde sowie Suizid. Neben einer stattlichen Anzahl von Büchern von und über Jochen Klepper können Besuchende der Ausstellung Medien (Lieder und Filme) auf zwei Bildschirmen abrufen. Zusätzlich sind zwei „Spiel“-Tische zu den Themen Berufs- und Partnerwahl mit Würfeln und Klappkarten, eine Informationstafel zum Thema Suizid sowie ein pädagogischer Leitfaden geplant.

Ort der Dauerausstellung „Unter dem Schatten deiner Flügel“ ist die moderne Kapelle (Sakristei) zwischen Chorraum der Martin-Luther-Gedächtniskirche und diakonischem Zentrum in der Riegerzeile in Berlin-Mariendorf sein. Der Raum bietet Gruppen bis 20 Personen ausreichend Raum auch für Gespräch und Austausch. Zugänglichkeit der Ausstellung während der Öffnungszeiten der Martin-Luther-Gedächtniskirche sowie zu angefragten Terminen.

Angedachte Zielgruppen sind: Schulklassen im Rahmen des Geschichts-, Deutsch- oder Religionsunterrichts, Konfirmand*innen und Firmgruppen, Erwachsene im Rahmen von bestehenden Gruppen und Kreisen sowie Einzelpersonen, die – auch unbegleitet – während der Öffnungszeiten die Ausstellung besuchen. Für die Kosten der Ausstellung hat der Gemeindekirchenrat 3.000 € zur Verfügung gestellt, der Kirchenkreis bezuschusst das Vorhaben. Die Ausstellung wurde von einer Arbeitsgruppe v.a. Ehrenamtlicher der Kirchengemeinde im Zeitraum eines Jahres konzipiert und umgesetzt.

Weitere Informationen im Gemeindebüro

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